Die Ansprueche der Literatur als Herausforderung fuer den Literaturunterricht by nicola mitterer hajnalka nagy werner wintersteiner

Die Ansprueche der Literatur als Herausforderung fuer den Literaturunterricht by nicola mitterer hajnalka nagy werner wintersteiner

Autor:nicola mitterer, hajnalka nagy, werner wintersteiner
Die sprache: eng
Format: epub
veröffentlicht: 2018-07-01T16:00:00+00:00


b) Umgang mit der Vieldeutigkeit literarischer Texte

Werden die Aufgaben der Unabschließbarkeit der Bedeutungszuweisung gerecht? Wird der Text nach Leitfragen/Themenschwerpunkten bearbeitet oder dominiert ein freier Umgang mit dem Text?

klar_Deutsch

Die 2014er Auflage des Schulbuchs klar_Deutsch wurde – laut Informationen auf der Rückseite des Covers – an die Anforderungen der neuen Reifeprüfung angepasst. Das oberste Ziel des Schulbuches ist eine „zielführende Vorbereitung auf die Matura“ (klar_Deutsch 2014, Cover), wobei die wichtigsten Textsorten und Operatoren erarbeitet werden. Demgemäß findet sich gleich am Anfang des Buches ein an die Schüler/innen adressierter „Kompass für die Oberstufe“ (ebd., S. 2) mit den wichtigsten Kompetenzen, die in der 9. Schulstufe entwickelt werden. Die Lehrbücher enthalten auch literaturgeschichtliche Informationen, aber nur, „soweit es für die schriftliche Matura hilfreich ist“ (ebd., Cover). Dies führt leider zu vereinfachten und rudimentären Kontextualisierungen, was die Informationen über Autor/in, ← 121 | 122 → Werk oder Epoche betrifft. Indem das Schulbuch sich ausschließlich an einer Prüfungsaufgabe, die klarerweise nicht die gesamte literarische Bildung abdecken kann, orientiert, verfehlt es wichtige Aufgaben des Literaturunterrichts, u.a. jene einer literarischen Bildung im weiteren Sinne und damit auch die Einführung der Schüler/innen in die kulturelle/literarische Tradition des Landes, beziehungsweise in verschiedene Literaturen außerhalb des deutschen Sprachraums.

a) Umgang mit der besonderen Ästhetik literarischer Texte

Literarische Texte kommen in diesem Schulbuch durchgehend vor, d.h. sowohl in Kapiteln, die der sprachlichen Bildung gewidmet sind, als auch in Kapiteln, in denen das Lesen und Analysieren literarischer Texte explizit zum Thema gemacht wird. Dies führt zur vielfachen Instrumentalisierung literarischer Texte: So wird Literatur für Grammatikübungen (ebd., S. 41 und S. 52: „Untersuche alle betonten Vokale im Text von Wolfgang Borchert…“) funktionalisiert, vor allem aber in den Dienst thematischer Interessen genommen, indem die recht knappen Auszüge ein Thema oder ein sprachliches/alltägliches Phänomen illustrieren sollen. In den Kapiteln zur literarischen Bildung bzw. zu literarischem Lesen wird ebenfalls nur mit Auszügen oder mit Kurztexten (überwiegend Gedichten, Kurzgeschichten) gearbeitet, die nach isolierten Analysekriterien und Analyseaspekten (z.B. Erzählperspektive, Ort/Zeit, sprachliche Bilder/Sprachstil) untersucht werden. Auf diese Weise wird die Förderung der Kompetenz, Form/Inhalt-Zusammenhänge erkennen sowie eine Verknüpfung von einzelnen Textteilen miteinander und mit dem Textganzen herstellen zu können, marginalisiert. Die Aufgabenstellungen fragen in den wenigsten Fällen explizit nach der Funktion und Wirkung verwendeter ästhetischer Mittel, das Ziel scheint im Erkennen/Wiedererkennen besonderer Textmerkmale zu liegen (ebd., S. 86: „Suche im Text nach Antithesen“), wobei dieses Vorgehen dem entdeckenden Lernen und einem langsamen, aufmerksamen Lesen im Weg steht.

Das Schulbuch fokussiert vorwiegend auf die „Techniken“ der Analyse/Interpretation, die immer nach dem gleichen Schema ablaufen sollen. Dies wird ersichtlich aus einer Beispiel-Analyse, die eine ‚standardisierte‘ Vorgehensweise bei lyrischen Texten vorstellt, die – laut Schulbuch – eine formale, eine inhaltliche und eine sprachliche Analyse beinhalten soll. Wie man die ← 122 | 123 → einzelnen Teil-Ergebnisse der Analyse miteinander in Beziehung setzt – d.h. der wichtigste Schritt einer gelingenden Textanalyse – bleibt ungeklärt. Auch die Interpretation wird nach einem schematischen Muster erstellt: Diese soll demnach eine Einleitung, eine inhaltliche Zusammenfassung, eine Textanalyse (s.o.) und einen Schluss mit Sinndeutung, Bestimmung der Absicht, Herstellung eines Bezugs zur Gegenwart,



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